17. Mai 2014

Baratmosphäre

Die schweren, grauen Vorhänge sind zugezogen, und verdecken die Nacht, die durch die vielen großen Fenster hineindringen wollte. Das Licht wurde gedämmt und glimmt aus unzähligen Lampen, die von der Decke hingen. In den Ecken hingen vereinzelte kleine Lämpchen, die verschiedene, gelbliche Farbkreise auf  Teilen der gemütlichen Sitzecken und Wänden malten, und zur angenehmen Atmosphäre beitrugen. Im Hintergund spielte angenehme Musik mir unbekannter Bands.
Viele Tische waren besetzt. Menschen unterhielten sich, lachten oder gestikulierten. Jeder wirkte ausgeglichen.
Im vorderen, seitlichen Teil befand sich der kleine Tresen. Viele Spirituosen standen in Reihe und Glied und funkelten im schwachen Licht in den unterschiedlichsten Farben. Am Tresen befästigte Schilder warben für Bier und andere Mixgetränke. In feiner, leserliche Handschrift wurde die Preisliste an einer Tafel über die Bar geschrieben. Ein Baarkeeper hantierte mit einem Shaker herum, ein andere nahm gerade eine Bestellung auf, von einem Mann, der sich auf einem der dunklen Holzbarhocker niederließ.
Es duftete herrlich nach gegrillten Fleisch, und ein gut aussehender Kellner führte die dampfende Köstlichkeit direkt an meiner Naser vorbei zu einem der Tische. das Mobilar war dunkel gehalten, die Sitzbänke mit
roten Stoff überzogen.
Ich schlenderte zum Tresen hinüber und wich mir entgegen kommende Leute aus. Ich bestellte mir ein Mixbier, huschte dann mit den Augen über die Gastfläche und ließ das Getummel auf mich wirken. Mit dem Rücken lehnte ich mich an dem Tresen an und wippte mit dem Kopf leicht zum Rythmus der Musik.
Ich beobachtete das Geschehen und entspannte mich. Die Menschen waren ausgeglichen und unterhielten sich angeregt mit Bekannten und Freunden. Keiner dachte an Morgen; heute Abend schienen alle Sorgen vergessen zu sein.
Ich ließ mich von der Sorglosigkeit treiben, hing Gedanken nach und nippte an meinem Mixbier. Der kühle, fruchtig-herbe Geschmack fühlte sich erfrischend in meinem Hals an.
Kurze Zeit später kam meine Freundin hereingestürmt. Sie wusste, dass sie zu spät war, und umarmte mich entschuldigend. Sie wandte sich dem Barkeeper zu, der den neuen Gast aufmerksam wahrnahm, und bestellte für mich mit. Ich lächelte nur und meinte, dass sie sich entspannen solle, und dass die Verspätung nur halb so wild sei. Sie lächelte schuldbewusst und nahm die Getränke entgegen. Gemeinsam steuerten wir einen der freien Stehtische an und ließen uns im schwachen Barlicht nieder. Wir tauschten Neuigkeiten aus, diskutierten und philosophierten über Situationen aus unserem Leben und rätselten, was wohl die Zukunft parat hielt. Nach dem vierten Mixbier machte sich der Alkohol in mir bemerkbar und ließ mich sanftmütig werden. Die Gefühle rauschten in mir und vermischten sich mit der Atmosphäre der Bar. Manchmal saßen wir nur kurz schweigend da und hingen unsere gesagten Worte nach. Dann wieder regte uns ein neues Thema an, über welches wir ausführlich redeten. Wir lachten und unsere Augen glänzten im schwachen Beleuchtung. Und noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, waren wir schon längst Teil der Umgebung, Teil der Atmosphäre, Teil des lebendigen Lebens.

4 Kommentare:

  1. Wundervoll geschrieben. Passte gerade genau zu meiner Stimmung!

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  2. Hey,
    du hast eine wunderbare Beobachtungsgabe und kannst diese auch in Worte fassen. Ich kann mir diese Szene bildlich vorstellen und das macht sie so schön für mich. :-)
    Sich einmal entspannen, die Musik und die angenehme Atmosphäre in sich hinein lassen und Freude spüren. Ja, das hat etwas. Einfach den Augenblick so leben wie er ist.
    Ein schöner Moment, von dir noch schöner mit deinen Gedanken und mit Herz in deine Worte gefasst. Ich liebe es. :-)
    Liebe Grüße
    Danny

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    1. Ganz lieben Dank für deine Worte! Ja, Gefühle und Bilder in Worte zu fassen war schon immer meins, und doch kommen die Buchstaben manchmal nicht annähernd daran, genau das wiederzugeben, was gemeint ist...bzw. wie es war.
      Liebe Grüße..

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