10. Juli 2014

Die Schwere in mir

Ich wache auf und etwas Schweres hängt über mir. Ich werfe die Decke zurück und will mich aufstützen, und augenblicklich merke ich, das mir die Rückenpartie schmerzt. Ich sinke wieder zurück, gehe es langsam an, versuche mich an gestern zu erinnern.
Doch meine Gedanken sind betrübt. Ein Schleier hat sich in meinem Kopf ausgebreitet, und lässt kaum etwas durchkommen. Ich verschmeiße die Gedanken an gestern und bin einfach nur hier. Hier in der Gegenwart. Versuche nicht zu denken, nichts zu fühlen. Das Schwere lässt es nicht zu.
Ich fühle mich erschöpft, müde. Ich schaue auf die winzige Ziffernanzeige neben meinem Bett und die roten Zahlen sagen mir, dass ich ausreichend geschlafen hatte.
Und doch zerrt da was an mir, was mich zurückholen möchte.
Ich habe noch einige Stunden Zeit bis zur Arbeit, überlege, was ich machen wollte. Hatte ich Pläne für den Vormittag?
Ich weiß es nicht.
Ich schaffe es, mich aus dem Bett zu schälen. Ich seufze schwer und gehe auf die Toilette. Anschließend mache ich mir einen Kräutertee, in der Hoffnung er würde mich etwas beflügeln.
Mein Bett ist wie ein Magnet, und so mache ich es mir wieder gemütlich, ziehe die Decke über mir und sitze da, während ich warte, dass mein Tee abkühlt.
Erinnerungsfetzen meines Traumes kehren langsam zurück. Gute sowie schlechte. Emotionen steigen in mir hoch.
Ich seufze wieder.
Ich brauche Luft, also stehe ich widerwillig auf um die Balkontür aufzureißen. Ich kehre zurück, lasse mich ins Bett plumpsen und schließe die Augen.
Ich gebe nach und rede mir ein, dass wenn mein Körper Ruhe braucht, soll er die bekommen.
Es dauert auch nicht lange da nicke ich, unter den Geräuschen von draußen, ein.
Wieder taumele ich durch Träume. Orte und Personen verschwimmen und ändern sich. Leuchtende Farben tauchen wagen umher.
Eine halbe Stunde später wache ich auf.
Ich sehe nur wenig, meine Gliedmaßen sind eingeschlafen und prickeln. Ich taumle schweren Ganges ins Bad, will in den Spiegel sehen und erschrecke, als mein gespiegelter Oberkörper mir knallrot gegenüber steht.
Und dann sehe ich mich selbst, wie ich vor dem Spiegel stehe. Ich sehe mich selbst, meine Haut ist normal. Doch mein Spiegelbild zeigt etwas anderes. Überall rote Flecken, rote Pickel, und diese Steifheit, dieses kribbeln in meine Gliedmaßen. Mein Blick ähnelt einen Tunnelblick, die Schwere auf mir lastet gewaltig.
Und ehe ich mich fragen kann, was hier los ist, wache ich auf.
Ich wache erneuert auf, diesmal richtig. Der Traum hat mich erstreckt. Ich weiß nicht wie lange es her ist, dass ich dieses Ereignis hatte. Überzeugt zu sein, dass man aufwacht, aber nicht im Hier und Jetzt. Das Bad in meinem Traum stammt aus meiner ersten Wohnung, was mir als erstes in den Sinn kommt.
Ich spüre immer noch diese Last auf und in mir, mein Gesicht fühlt sich zerknautscht an und die Muskeln im Rücken schmerzen weiter. Ich stehe auf, reiße mich los und betrachte mich im Spiegel.
Alles in Ordnung. Die Haut um meine weißen Hemdträger herum ist normal, meine Haare türmen wirr auf meinem Kopf.
Ich gehe in die Küche und trinke ein Schluck Wasser. Mir fällt mein Tee wieder ein, also kehre ich zurück, zurück zu meinen Magneten.
Ich sitze im Bett, ignoriere die Wärme, die langsam von draußen durch die offene Balkontür schleicht.
Ich will nicht noch einmal einschlafen.
Meine Hände krallen sich an meine Teetasse. Ich blicke umher, suche Ablenkung. Fernsehen möchte ich nicht schauen, also schnappe ich mir ein Buch, tauche woanders hin ab. Und so verharre ich, bis es Zeit wird, sich für die Arbeit fertig zu machen, die Last auf mich begleitend.

6 Kommentare:

  1. Gut geschrieben. Das Surreale wie die eigene Bedrückung und Verständnislosigkeit kommen gut heraus. Toller Text!

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  2. Hey,
    wirklich sehr schön geschrieben, wie schwer es ist, sich morgens aus dem Bett zu quälen. Wer kennt das nicht, aufstehen, und wieder zurück ins Bett. Es geht sich schon aus... ja so ist das. Und so sind die Menschen. :-)
    Du beschreibst es aber so gut, dass man sich ein Bild davon machen kann und natürlich verbindet man eine solche Geschichte immer auch mit einem selbst, weil man weiß wie das ist. Wunderbar...für mich war die Last immer die Arbeit, die bevor stand. Das konnte ich zum Glück ändern. :-)
    Freue mich schon auf die nächsten Gedanken und Worte von dir.
    Ganz liebe Grüße
    Danny

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    1. Das hört sich bei dir aber echo arg schlimm an, mit der Last bzgl. Arbeit! Ja, man kann nur selbst etwas ändern!!
      Liebe Grüße!

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  3. guter text!
    danke für dein kommentar!!! also solange ich dann studieren würde, würde ich auch nicht ausziehen, sondern erst wenn ich arbeit habe.
    Es liegt nicht unbedingt an meinen Noten, eher wie bei anderen menschen auftrete, zu den meisten bewerbungsgesprächen konnte ich nichtmal hin.

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