10. Januar 2014

Glanz und Wirklichkeit

Überwältigt von der sternenklaren Nacht, die von seichten Vogelgesang vor sich hin dämmerte, machte ich mich den sandigen Weg hinauf zu dem hiesigen Gebäude, dessen Turmspitzen man schon von weitem sah.
Je näher ich kam, desto mehr Menschen versammelten sich um mich herum. Nahe der Schleuse, ein geschwungenes, wunderschönes Eisentor, beobachtete ich, wie die Massen in glamouriösen Kleidern und adretten Anzügen hineingesogen wurden.
Ich hörte es dumpf beben, und eine Vorahnung, gepaart mit lustvoller Vorfreude, übermannte mich.
So lies auch ich mich einschleusen, und was mich auf der anderen Seite erfasste, verschlug mir den Atem.
Vor mir ein prachtvolles Gebäude, so groß wie in meinen schönsten Träumen, erstreckte es sich weit nach links und rechts und empor. Gewaltige Fenster, so lang und schmal, luden durch schimmerndes Licht ein. Die helle Fassade glänzte, als hätte man sie gerade noch eben auf Hochglanz poliert. Die Turmspitzen ragten weit in den Himmel hinein, und nur die Sonne schien deren Ende zu erahnen. Musik drang nach draußen und stimmte die Atmosphäre fröhlich. Frauen plauderten aufgeregt, Männer begrüßten alte Bekannte und steckten sich ganz nebenbei eine Zigarre an. Links und rechts erhellten dicke Fackeln den Platz, und sorgten für eine gewisse Portion Romantik.
Langsam ging ich weiter, vor mir die großen, braunen Schwingtüren geöffnet. Ich schloß mich den anderen an, und ließ mich ins Innere ziehen. dachte ich draußen schon, ich wäre atemlos, so würde ich jetzt nicht mehr unter den sterbenden weilen.
Meine Augen völlig überfordert, wussten nicht wohin sie schauen sollten, denn überall waren Lichter, kleine und große, überall funkelte und glänzte es, überall lachende Gesichter, überall heiteres Geklimper, überall getanze, überall warmherzige Fröhlichkeit.
Mein Herz war berauscht von den Farben und Klängen dieses Saales! Dieses Zusammenspiel der einzelnen Sinneswahrnehmungen ließ mich in Ekstase auf Wolken schweben. Lichterkugeln kreisten bunt umher, über mir riesige, durchsichtige Ballons, die wie überdimensionale Seifenblasen wirkten, an den Seiten schimmernde Girlanden. Die Pailletten einzelner Frauenkleider funkelten wild durch den Saal, zum mitfeiern auffordernd. Wildfuchtelnd wehten andere mit ihren Fächer umher und machten den Männern schöne Augen. Kellner in perfekt sitzende Smokings reichten Champagner umher, und sorgten dafür dass auch jeder ein volles Glas in den Händen hielt.
Und ich mittendrin. Mitten in diesem Paradies.
Umhüllt von unzähligen, unbekannten Leuten, die Kulisse auf einmal unwirklich erscheinend, fühlte ich mich plötzlich so furchtbar einsam. Ich nippte skeptisch an meinem Glas, und wusste nicht ob ich mir trauen konnte. Langsam setzte ich einen Fuß vor dem anderen, und bahnte mir den Weg zwischen all den wunderschönen gekleideten Menschen durch, bis ich an der momorierten, edlen Treppe stand. Leicht nach rechts gehend schwang sie sich hinauf, als würde es oben noch mehr Überraschungen geben.
Mein Blick folgte ihr und blieb an etwas andrem hängen, welches sich urplötzlich aus der Masse zu heben schien.
Augen schauten auf mich herab, sahen mich an als ruhten sie schon eine Ewigkeit auf mich. Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht, doch war ich tief versunken, ja gar gefangen, in diesem Blick, ganz unfähig, jemals wieder meine müden Augen von den deinen abzuwenden. Und auf einmal hörte ich die Musik kaum noch, der Glanz um mich herum verblasste, die Bewegungen der anderen spielten langsamer und schienen unendlich weit entfernt. Ich sah dich so deutlich dort oben stehen, dass ich keine Sekunde zweifelte, dass du Wirklichkeit bist. Und du siehst mich an, als könntest du es selbst kaum glauben. Und beide spürten wir, dass all die vergangene Zeit nun keine Bedeutung mehr hat, dass nur noch dieser Moment zählte, der in purer Zweisamkeit getauft wurde. Wir wussten, dass alles ein Ende haben wird, damit das Neue, Schöne beginnen kann.
So machte ich mich auf, erklomm die letzten steinernen Stufen, und schwang mich in deine Arme, um mich auf Ewig von dir festhalten zu lassen.

2 Kommentare:

  1. Es sind wirklich wunderschöne Worte, die du hier zum umschreiben der ganzen Atmosphäre benutzt.
    Übrigens: Meine Heimat ist Augsburg und tatsächlich birgt die Stadt noch einige Flecken, die ich noch nie gesehen habe... :)

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  2. Vielen Dank!
    Das kenne ich nur zu gut, auch wenn man Berlin jetzt nicht unbedingt mit Augsburg vergleichen kann. Viel Spaß beim entdecken. :)
    Liebe Grüße..

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