12. September 2015

Das Gebet

Der Himmel war blau und die Wolken weit entfernt. Im Hintergrund raschelten die grünen Blätter, ein Falke flog herum.
Eine alte Frau schlich über die Wiesen, weit und breit war kein anderer zu sehen. Die Mittagssonne schien ihr in den Nacken. Ihre Beine trugen sie routiniert zu einem Baum, wie so viele Male. Sie brauchte nicht mehr hinschauen, der Weg hatte sich fest ins Gedächtnis gebrannt.
Unter einer großen einsamen Erle mit dicken Stamm blieb sie stehen. Das Gras drumherum war nicht mehr lebendig, die Sonne hatte es ausgedörrt.
Hingebungsvoll lies sie sich auf die Knie fallen, ihr Blick heftete streng auf die dicke Rinde.
Sekunden verstrichen, ihre Knie drückten in kleine dürre Zweige, die herumlagen.
Sie atmete einmal tief durch und senkte den Blick, ihre faltigen Hände gefaltet.
"Mein Selbst, oh höret mich. Lang ist es her, doch nun bin ich hier.
Ich vergebe mir, denn ich hatte zutun. Doch wie immer kam das Zeichen, und trieb mich an.
All meine Hoffnung lege ich in dir. All mein Glauben lege ich in dir. All meine Liebe schenke ich dir.
Niemals nie werde ich aufgeben nach dem zu streben, was Teil meiner selbst ist.
Niemals nie werde ich daran zweifeln, dass es zu mir kommt.
Mein Selbst, ich bitte dich, bring uns zusammen. Fülle den leeren Platz, belebe das was noch übrig ist.
Mein Selbst, ich bitte dich, aus tiefsten Herzen, oh höret mich.
All meine Sehnsucht biete ich dir dar, denn ich bin immer noch unersättlich.
Zeige mir den Rest der noch fehlt, führet zusammen, was nur zusammen eins ergibt."
Das Amen hauchte sie nur noch. Langsam stand sie wieder auf und klopfte sich die Knie ab.
Niemals würde sie aufgeben, niemals würde sie aufhören um das zu bitten, was für sie bestimmt war. Es machte ihr nichts aus dass sie schon so alt und faltig war, ihr Glaube und ihre Hoffnung trugen sie stets voran. Sie sind es, die sie am Leben hielten.
Zeit spielte hier keine Rolle.

4. März 2015

the colour of healthy food #5

"...immer weiter tief hinein, Geschmackserlebnis breit gefächert. Das rühren und wälzen, würzen und schmecken. Ausgereift der Genuss, und noch immer gilt das Entdecken..."


Salat mit Gemüse


Gefüllte Auberginenrällchen


Gefüllte Paprikaschote mit Salat



Mehr gibt es bei Instagram zu sehen.

20. Februar 2015

Die virtuelle Welt

Sie ist einfach nicht mehr wegzudenken, diese virtuelle Welt. 
So wie wir nachts in unsere Traumwelten eintauchen, so treiben sich die meisten am Tage im Web herum. Eine neue Kommunikationsebene wurde erschaffen, um den Verbraucher noch mehr zu manipulieren, den Schwachen Rückenwind zu geben und zu stärken und den Starken noch stärker zu machen.
Im Internet ist alles möglich. Man gehört dazu, man darf laute Töne von sich geben. Man braucht sich nicht zu verstecken.
Bist du nicht drin, bist du nicht dabei. Hast du keine Technik Zuhause, bist du allein.

Das Internet ist eine Raum, wo sich zig Menschen auf kleiner Fläche tummeln können. Hier darf jeder was sagen, hier ist jeder willkommen.
Es zählt nicht wie du aussiehst, es zählt wie du dich präsentierst. Jeder darf frei sein.
Es werden kleine Welten erschaffen, um die Individualität des Einzelnen gerecht zu werden.
Leben im Grünen war gestern, online leben ist heute.

Die verschiedenen Seiten sind wie Flure, Communities lassen Menschen zusammenschweißen. Ist man online, ist man da, präsent. Man kann sich austauschen, sich unterhalten, gemeinsam lachen oder weinen. 
Wir springen von der Traumwelt in die virtuelle, nebenbei läuft die Realität.
Welche Rolle spielt schon die Realität, wenn man im Netz Eins sein kann?
Man kann einkaufen gehen, anprobieren ist Schnee von gestern. Man klickt sich durch und alles läuft automatisch. Man wählt sich einen Partner und klinkt ihn an, ist man sich sympathisch, verbringt man sein Leben miteinander, welches eh nur nebensächlich geworden ist. 

Jeder der etwas mitzuteilen hat, kann schreien. Die Kreativität setzt keine Grenzen, Grenzen setzt nur die reale Welt.
Warum reden, wenn man schreiben kann.
Hier ist man groß, hier hat man was zu sagen. Egal was du machst, sag es den anderen. Teile dein Sein und stell dich in die Mitte.
Hallo hier bin ich! Liest mich, liebt mich, klickt mich!

Es ist völlig egal, wie blendend alles ist. Es ist irrelevant wer du bist, wie echt du bist, Hauptsache du hast was zu erzählen. Zeig mir dein Bewusstsein, und ich zeig dir meines und noch viel mehr.
Wir nehmen es an, egal ob richtig oder falsch. Hauptsache es wird gesehen, Hauptsache Feedback.
Ist das Reale schlecht, lässt man sich im Worldwideweb aus. Ist das Reale toll, will man es mit allen anderen teilen.
Privatleben ist Out, Öffentlichkeit ist In.

Hier bin ich anders, hier darf ich du sein. Zeig mir dein Netz, und ich zeig dir meins. Materielles ist unwichtig, hier existiert sowas nicht. Hier gilt nur der Schein, und wie gut du ihn aufrecht erhalten kannst. Hier brauchst du nur ein bisschen überzeugend sein.
Leb mit uns, mach dich frei.
Willkommen im neuen Jahrhundert. Hier hast du die Macht.

2. Februar 2015

Fernab vom Himmel




"...und wieder liegt das Land verborgen, fernab vom Himmel, umhüllt vom weißen Glanz. Tief versunken im Schlaf, der Stillstand regiert, halten wir inne, um Altes loszuwerden. Wunderland von Neuem, stetig erfreut, machen wir das Beste draus und lassen die Zeit gerinnen..."









3. Januar 2015

Glasklare Gedanken

Manchmal kommen kurze Momente, wo ich das Gefühl habe, dass ich glasklar denken kann, wo kein Nebel vor all den Sachen im Leben schwebt, wo pure Reinheit herrscht, und mir mit voller Wucht bewusst wird, dass dieses reale Leben nur ein hiesiger Schein ist.
Manchmal steht die Welt still und für einen Bruchteil ist da dieses Andere.
Einen Moment voller Sehnsucht, voller Traurigkeit, voller Erkenntnis. Ein Geistesblitz von Erinnerungen, Erinnerungen an einer anderen Welt, nichts konkretes. Eine Welt voller Liebe, Unbeschwertheit, voll mit positiven Dingen, wie wir sie hier nicht mal erahnen können.
Tausend Fragen auf einmal wirbeln durch mein Kopf, hundert Gefühle durch meinen Körper. Ich scheine sekundenhaft nicht zu existieren, zumindest nicht in der realen Welt. Alles ist ganz leise, die Ferne zieht mich weg.
In Worte kaum zu fassen, unmöglich alles zu fühlen, nur für wenige Sekunden.
Die Sehnsucht rauscht durch mich, die Traurigkeit übermannt mich und zuletzt bleibt nur die Erkenntnis.
Dass dort etwas ist.
Weit entfernt, nicht in Zahlen zu messen, nicht greifbar.
Analysieren bringt nichts, der Verstand ist zu unfähig. Mein Gehirn kann nicht verarbeiten, mein Körper kann nicht fassen. Und doch ist er da, dieser Moment, diese Stille, wenn mich etwas in die Ferne zieht.
Glasklare Gedanken, so nenne ich es.
Fernab von allem. Sie lassen mich erahnen, dass das hier nicht alles ist, zeigen mir auf ihre ganz besondere Art, die eigentlich nur verwirrt, dass da was anderes existiert. In den kostbaren Momenten fühle ich mich vollkommen, ich bin alles. Sämtliches verliert seinen Wert. Kein Urteil, keine Spalten, keine Kämpfe. Nichts.
Nur ein Hauch, ein millimales Gefühl, nicht für diese Welt bestimmt.

2. Dezember 2014

Das kalte Versteck

Der Platz ist überfüllt. Überall leuchten schon die bunten Lichter, die für Weihnachtsstimmung sorgen sollen. Am Rathaus hängen zig kleine LED-Lämpchen, die das ganze Gebäude verzaubern.
Ich lasse meinen Blick umherschweifen, und registriere die Veränderung. Alles wirkt wie poliert, lockt an und manipuliert. Der Platz schreit nach Konsum, und die Menschen sind willig, zu handeln.
Jedes Jahr. In jeder Vorweihnachtszeit.
Ich kauere geduckt in einer Ecke unter Tischen, suche Schutz vor der Kälte und dem Gefährlichen. Ich rieche Glühwein, der in der Nähe ausgeschenkt wird.
Etwas zieht sich in meinem Unterleib zusammen und mich überkommt ein Gefühl der tiefen Traurigkeit und Sehnsucht. Sehnsucht nach diesem Leben, was die anderen Menschen leben. Welches ich bis vor kurzem auch noch lebte. Traurig erinnere ich mich zurück, wie sehr ich mich immer auf die Weihnachtszeit gefreut habe, wie sehr ich die bunte Welt mochte, wie gerne ich mich ebenfalls in diese Welt hab ziehen lassen.
In meinem Hals entsteht ein dicker Kloß und ich ziehe die Arme fester um mich.
Ich schaue zum Rathaus und nehme die Uhr im Blick. Die Zeit vergeht so langsam. Geduld, geht es mir immer wieder durch den Kopf.
Ich denke an ihm, und hoffe, dass es ihm gut geht, hoffe, dass alles klappt, was auch immer klappen muss. Er war so zuversichtlich, doch ich habe Zweifel. Ich denke an die Männer und ein Schauder -noch kälter als der Wind- jagt mir den Rücken hinunter.
Ich habe gesehen, wozu sie im Stande sind, habe gesehen, wie sich nichts in ihren Gesichtern regte, als sie einfach das taten, was sie taten.
Immer wenn ich glaubte, das einigermaßen verarbeitet zu haben, wird alles in meinem Kopf wieder umhergewirbelt, und die schiere Panik ergreift mich.
Ich bin Page, und ich habe kein Leben mehr. Ich führte ein zufriedenes Leben, hatte tolle Freunde, eine liebevolle Familie, und ein wundervolles Zuhause.
Binnen weniger Sekunden wurde mir alles geraubt. Und nun hängt mein Schicksal am seidenen Faden, an dem ein Unbekannter zieht. Er hat mich aus all dem Chaos herausgezogen, und obwohl ich im Grunde nichts weiß, weiß ich nur, dass ich ihn vertrauen muss. Ich habe keine andere Wahl. Denn ich habe kein Leben mehr. Bin nicht mehr Teil dieser einst für mich realen, heilen Welt. Alles steht Kopf. Bin in einer anderen Welt gefangen.
Ich zucke zusammen, als etwas neben meinen Füßen landet. Ich kauere mich noch weiter in meiner Ecke unter dem winzigen Tisch zusammen, und hoffe inständig, dass ich jetzt nicht erwischt werde. Eine halbe Banane liegt auf dem steinernen Boden und glücklicherweise wird sie von einem Winterstiefel noch weiter unter dem Tisch gekehrt. Ich höre Stimmen, höre Bratgeräusche und rieche, neben den Glühweingeruch, süßlichen Backduft. Es raubt mir fast die Sinne, denn mein Magen knurrt höllisch. Ich schnappe mir das Stückchen Banane und stecke es mir hastig in den Mund. Ich vergesse zu kauen und schlinge sie hinunter, nur darauf bedacht, meinen Hunger zu stillen.
Ich kauere hier unten schon den halben Tag. Mein kleines Versteck ist perfekt, denn hier habe ich die Uhr im Blick, und die dreckige Plane über meinem Kopf schützt mich vor der Außenwelt.
Diese Stände wurden in Mitten des Platzes aufgebaut, der meterhoch im Zentrum liegt. Rechts von mir ist ein Maschendrahtzaun und ich drücke mich halb dagegen. Meine Mütze hängt mir tief ins Gesicht, und mein Schal verdeckt die untere Hälfte meines Kopfes, sodass mein helles Gesicht nicht weiter in dieser kleinen, dunklen Nische auffällt. Ich kann nach unten blicken und sehe all die Menschen, die von A nach B eilen, oder sich im Schlendergang eins der Köstlichkeiten der Stände schmecken lassen. Zu anderen Seite hin schützen mich massive, zum Glück leere, Holzfässer. Ich habe das vorhin geprüft. Nur nach vorne hin bin ich Schutzlos. Eine dicke Plane reicht bis kurz vor dem Boden hinunter, hinter ihr huschen einige Schuhpaare hin und her, deren Schatten ich nur wahrnehme.
Abermals blicke ich zur Uhr. Ich muss noch durchhalten, muss mich verstecken. Ich weiß nicht vor wem oder was. Ich weiß gar nichts.
Ich weiß nur, dass man mit mir das Selbe anstellen wird, wie mit meiner Familie, wenn ich mich nicht versteckt halte. Sie sind überall, hatte der Unbekannte gesagt. Uns fehlte die Zeit, meine tausend Fragen zu beantworten. Er nannte mir nur einen Treffpunkt, wo ich hinkommen soll, wo er mich abholt. Er hatte mir knapp erklärt, was er vorhat, damit ich mich erst einmal in Sicherheit bringen kann. Doch war ich zu sehr geschockt, als ich meine Familie in riesigen, dunklen Blutlachen liegen sah, als dass ich groß zuhört habe.
Mein Schicksal liegt in seinen Händen, und ich hoffe so sehr, dass es ihm gut geht, denjenigen, dessen Namen ich nicht mal kenne.
Ich sollte mich verstecken, untertauchen. Etwas, was ich nur aus Filmen kannte, was mir immer völlig umreal erschien. Und nun kauere ich, Page Suttman, hier und weiß nicht wie es weiter geht, und was noch kommen mag. Ich weiß nur, es gibt kein zurück. Weiß nur, dass meine Familie urplötzlich von Männern in schwarzen Anzügen getötet worden ist, und sie alles tun werden, um auch mich zu erwischen.
Das tiefe Geräusch der Uhr reißt mich aus meinen Gedanken. Sie schlägt 7 Mal und meine Zeit ist endlich gekommen. Mein Herz schlägt plötzlich so schnell und hart dass ich mich erst einmal kurz sammeln muss. Mein Ziel ist die öffentliche Telefonzelle auf der anderen Seite. Ich schaue noch mal nach unten, suche nach Männern in schwarzen Anzügen.
Als ich mich sicher glaube, schiebe ich die Fässer langsam eins nach dem anderen zur Seite. Ich darf keinen Ärger riskieren, darf nicht auf mich aufmerksam machen. Ich habe extra Zeit für diese Vorsicht eingeplant und ich habe mir meinen Weg sorgfältig zurecht gelegt, denn ich kenne diesen Platz in und auswendig
Als genug Platz ist, mich durch die Lücke zu zwängen, beschreite ich meinen Weg. Ich muss es schaffen, geht es mir durch den Kopf.
Vorbei an den Fässern, kommt ein weiteres Hinterniss. Mehrere Tannen stehen aneinandergereiht am Zaun. Ich schiebe mit einem Fuß vorsichtig den schweren Stein, der den dicken Stamm hält, nach vorne. Ich halte immer wieder kurz inne und beobachte aus dem Dunklen die anderen, dass ich ja keine Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Mein Plan geht auf. Nach weiteren Tannen schlüpfe ich aus meinem Versteck und mische mich rasch unter die Menschenmenge, die mich nicht im geringsten wahrnehmen.
Mit klopfendem Herzen und einer scheiss Angst steuere ich zielstrebig die Telefonzelle an.

2. November 2014

the colour of healthy food #4

"...mit der Zeit zur entspannenden Handarbeit geworden, Liebkosungen der Finger, Liebeserklärung an einem Selbst. Frische, die man reichen kann, Gesundheit, die man schmecken kann. Ungewohnte Energie, die durch den Körper fließt, das Gefühl das Richtige zu tun, die einem immer fort nach vorne treibt..."


Blattsalat mit Obst & Gemüse


Frühstücksteller mit überwiegend Obst


Zitronengemüse mit Räuchertofu